Frage: Vor welchen Problemen standen der offizielle Spielbetrieb und die Organisation des Vereinslebens in diesen Jahren?

Antwort:

Obwohl ab 1947, Spieler nur mit einem Spielerpass eingesetzt werden konnten, gab es sehr viele Spielmanipulationen auf Grund falscher Pässe. Oft wurde gegen Spielwertungen Einspruch erhoben. Es wurde sehr hart und emotional - auch auf lokaler Ebene- gespielt. Es gibt zahlreiche Dokumente im Archiv, die in der Nachbetrachtung zum Schmunzeln anregen. So liegt ein Schreiben an den Spielleiter der Kreisliga A Toni Merkle vor, indem die Sportgemeinschaft Herbertingen gegen das Pflichtspiel Altshausen - Herbertingen Einspruch erhebt und zwar einmal gegen die undurchsichtige Passkontrolle von Altshausen und des Schiedsrichters, bei der offensichtlich massiv bei der Spielberechtigung für einzelne Altshausener Spieler betrogen wurde

Zum anderen gegen das „raubeinige“ und „unfaire“ Verhalten von Seiten Altshausens, das mit Tätlichkeiten gegen den Spieler Eugen Rilli und den Herbertinger Betreuer Karl Siebenrock endete. Am Schluss der sehr ausführlichen Stellungnahme steht:“ Wir in Herbertingen lehnen es ab, weiterhin mit solchen „Sportlern“ zu verkehren und bleiben lieber daheim. Wir dürfen für uns in Anspruch nehmen, dass man in Herbertingen bereits in den letzten 25 Jahren Fußball gespielt hat und zwar fair."

In der Vereinsorganisation und im Vereinsleben gab es von Seiten der französischen Militärregierung sehr viele kleinliche und zeitaufwendige bürokratische Vorgaben. So mussten vierteljährliche Berichte über die Aktivitäten und den Vermögensstand abgeben werden. In seinem Bericht vom 26.10.1948 kritisierte der langjährige Schriftführer Josef Gröber, nachdem der Verein noch immer nicht offiziell genehmigt wurde: “Die Formalitäten für die Vereinsgenehmigungen sind langsam unangenehm geworden. Die Genehmigung lässt ewig auf sich warten. Die Beaufsichtigung und Genehmigung der Privatspiele und Veranstaltungen für „nichtgenehmigte“ Vereine muss fallen, da es nicht unsere Schuld ist, wenn die ersten Papiere verloren gingen“. Alle Anträge und Berichte mussten sowohl in deutscher als auch französischer Sprache bearbeitet werden.

Als Beispiel sei die Genehmigung für den Sportlerball (la soirée humoristique) am 17.01.1947 im Engel aufgeführt, an der insgesamt 3 Verwaltungsebenen mitgewirkt haben.

Die nächsten Fragen beschäftigen sich mit den Jahren des Aufbruchs von 1948 bis 1960